Garten Eden in der Weihnachtsausstellung


Holzplastiken von Christian Kirsten im Dippoldiswalder Museum

Die Holzplastiken von Christian Kirsten in der diesjährigen Weihnachtsausstellung erscheinen auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich zwischen den vertrauten Nussknackern und Räuchermännern. Auf den zweiten Blick allerdings lassen sich durchaus Verbindungen zur erzgebirgischen Volkskunst finden. Die gestalteten Figuren und Szenen berühren menschliche Werte und Lebensbereiche, die in anderer Art und Weise ebenso Ausgangspunkt der volkskünstlerischen Holzbearbeitung im Erzgebirge waren und sind.

Kirsten Lebensweg begann in Freital

Christian Kirsten wurde 1940 in Freital geboren, absolvierte eine Lehre als Plakatmaler und arbeitete in diesem Beruf zehn Jahre. Von 1964 bis 1969 studierte er an der Hochschule für bildende Künste in Dresden Malerei und Grafik. Nach seinem Studium ließ er sich als freischaffender Künstler in Dresden nieder. Ab 1975 entstanden die ersten Holzplastiken.
Durch den Holzbildhauerberuf des Großvaters war er von Kind an mit diesem Material vertraut und davon fasziniert. Christian Kirsten sieht seinen Aufgabenbereich vor allem als Maler und Grafiker. Diesem ordnet er die Holzbearbeitung und sein weiteres Betätigungsfeld als Puppenspieler (Handpuppenhersteller, Bühnenbildner, Drehbuchschreiber, Regisseur und Spieler in einer Person) unter.
In seinen Werken setzt er sich mit philosophischen Gedanken zu lebens- und überlebenswichtigen Problemen der Menschheit auseinander. Auch die kunsthandwerklichen Arbeiten sind von diesem humanen Weltbild geprägt. Und so finden wir auf der vier Quadratmeter großen Ausstellungsfläche in der Weihnachtsausstellung liebenswert dargestellte Figuren und Objekte.
Dem Haus als Wohnstätte der Menschen, blumenumrankt und in warmen Farbtönen gehalten, begegnen wir in verschiedener Gestalt, erhöht mit einem Licht, Vögeln, Früchten oder mit musizierenden Menschen. Sie stellen Symbole von Lebensqualitäten dar, die unsere Welt verschönern, erhalten und nicht zerstören. Das spiegelt sich z.B. auch in solch gefährdeten Tieren (Vogel, Frosch, Schnecke) wider, die der Künstler auf Holzkistchen mit Schubfach setzt. Diese Plastiken werden sicher bei Kindern wie Erwachsenen viel Freude beim Betrachten auslösen.
Einen weiteren Schwerpunkt bilden Szenen von Mann und Frau, ein innig umschlungenes Paar, Adam und Eva oder Maria und Josef in der bekannten Krippendarstellung mit Jesus, Hirt und den Königen. Teilweise finden wir sie in Pyramiden mit überdimensionalen halb- oder viertelkreisförmigen Flügeln wieder.

Arbeiten geprägt von Philosophie

Christian Kirsten schrieb im Text zu seinem Katalog „Arbeiten in Holz“: „Es gibt nur einen Garten im All, und das ist unsere Erde.“ Gunter Ziller ergänzt diese Aussage in der Rezension zu einer Kunstausstellung Kirstens: „So besingt Christian Kirsten die Schönheit dieses einzigen uns zugänglichen Gartens in den Holzplastiken und betrauert gleichzeitig dessen Gefährdung in seiner Malerei …“
Der Fantasie beim Betrachten sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt viel zu entdecken. Das Gedankengut, welches Kirsten Arbeiten zugrunde liegt, ordnet sich in wunderbarer Weise der Weihnachtsbotschaft „vom Frieden auf Erden“ unter und bleibt zeitlos aktuell.

Rikarda Groß
(14.12.2000, Sächsische Zeitung)